Argumente gegen das Konzept der irreduzieblen Komplexität
Michael J. Behe stellte die Irreduzibilitäts-These auf.
siehe: Das irreduzibel-komplexe System
Das wichtigste Bestimmungs-Kriterium für ein einzelnes Teil eines irreduzibel komplexes Systems ist die
eindeutige Notwendigkeit dieses Teiles für die Funktion des Ganzen.
Auf Behe geht das Beispiel der 5-Teile-Mausfalle zurück (S. 77). Behe nennt ihre Komponenten: (1) eine flache
Platte, (2) ein Schlagbügel, (3) eine Feder, (4) einen Tritt-Auslöser, (5) Haltedraht. Entfernt man auch nur eine
einzige Komponente dieser 5, funktioniert die Falle nicht mehr.
Die Argumentation H. McDonalds
H. McDonald beschreibt auf seiner Homepage eine Reduzierung der Mausefalle. Er gibt sogar an,
seine Entwürfe persönlich realisiert zu haben.
Inwieweit ist die 5-Teile-Mausefalle tatsächlich reduzierbar komplex?
Die von Behe ausgewählte 5-Teile-Konstruktion der Mausefalle ist in sich nicht reduzierbar. Es gibt
jedoch Versuche, die Konstruktion der Falle derart zu ändern, dass man eine Mausefalle mit weniger
Bauteilen assemblieren kann. Kann man damit eine Evolution der Falle nachweisen, weil "Vorläufer"
der 5-Teile-Falle denkbar sind, die mit weniger Bauteilen funktionierten. Das kann man sicher nicht.
Hier muss zunächst beachtet werden, dass kein intelligenter Mensch auf die Idee käme, eine Falle so
zu konstruieren, wie in einem der Beispiele von McDonald. In einem fiktiven biologischen Evolutions-
Szenario sieht das jedoch tatsächlich anders aus. Dort kann man postulieren, dass zuerst ein
einfaches System die geforderte Funktion ausführt und später das System verbessert wird. Eine
"Verbesserung" liegt jedoch nur dann vor, wenn die bereits vorhandenen Teile ihre Funktion
weitgehend behalten andernfalls handelt es sich um eine neue Konstruktion.
Welche Reduktionen schlägt McDonald vor?
1) Es ist möglich den Schlagbügel und die ihm unmittelbar anliegende Feder zu vereinigen. Beide
Bauteile sind aus dem selben Material, was dies ohnehin einfach gestaltet. Die Herstellung des
Bauteils beruht dann lediglich in einem erheblich komplexeren Biegevorgang des Drahtes, bei dem die
Herstellung ein höheres Maß an Zielorientierung erfordert.
2) Das Weglassen des Tritt-Auslösers ist, wie bei McDonald dargestellt, denkbar, führt jedoch zu einer
äußerst diffizilen Bereitstellung der Falle. Anders ausgedrückt, die Komplexität des Verfahrens zur
Herstellung der Bereitschaft der Falle erhöht sich stark.
3) Das Entfernen der Grundplatte, wie in seiner sogenannten "one-part mousetrap" ist jedoch als völlig
unzulässig zu bewerten. Die verbleibende Spezial-Feder ruht im freien Raum und hätte dann keine
Bindung mehr zum Köder, der natürlich auch bei seinem Beispiel nicht fehlt.
Ansonsten gilt auch hier das bereits Gesagte für die Spezial-Anfertigung der Feder und vor allem gilt
das noch komplexere Verfahren für die Herstellung der Bereitschaft der Falle.
Aus diesen Ausführungen folgt, dass die 5-Teil-Konstruktion der Mausefalle im Prinzip veränderbar ist,
und durch eine x-Teil-Konstruktion ersetzt werden kann, aber nicht durch simple Reduzierung. Die
Konstruktion mit der minimalen Anzahl Teile entspricht letztlich aber einer nicht weiter reduzierbaren
Komplexität des Systems. Auch kann man behaupten, dass Behe seine Definition für den Begriff
"irreduzierbar komplex" nicht umfassend genug (siehe irreduzibel-komplexe Verfahren) beschrieben
hatte, aber das ändert überhaupt nichts an diesem Argument. (Vor allem muss bei biologischen,
molekularen Maschinen stets auch deren Herstellung im Rahmen der Zellmaschinerie beachtet
werden. Des weiteren muss auch die Funktion der hergestellten Maschine in Bezug auf das ihr
immanente Nutzungs-Verfahren beachtet werden. Erst die Summe aller drei Komplexitäts-Formen
ergibt die tatsächliche Komplexität eines Systems.)
Das irreduzibel-komplexe Verfahren
Der Autor dieser Web-Site schlägt vor, die These von Behe so zu erweitern, dass die auch im
Patentwesen übliche Trennung zwischen einem System bzw. Vorrichtung einerseits und einem
Prozess bzw. Verfahren andererseits beachtet wird. Demnach wäre ebenfalls von bestimmten
irreduzibel-komplexen Prozessen bzw. Verfahren zu sprechen. Und in einer Zelle muss man zusätzlich
unterscheiden zwischen der Komplexität des Verfahrens, das der Assemblierung eines neuen Bauteils
dient und der Komplexität des Verfahrens des assemblierten Systems, das dieses zur Erfüllung seiner
Funktion anwendet, nachdem das Bauteil verändert oder entfernt oder hinzugefügt wurde.
Betrachtet man die von H. McDonald beschrieben Reduzierung der Komplexität einer Mausefalle, dann
erkennt man sehr schnell, dass er bei jedem Schritt der Reduzierung des Systemsgleichzeitig die
Komplexität eines der beiden wesentlichen Verfahren erhöhte. Das bedeutet letztlich, dass H.
McDonald keine wirkliche Reduktion der Komplexität nachgewiesen hat, sondern eine
Scheinargumentation führte.
Abgesehen von der Verflechtung unterschiedlicher Formen von Komplexität, die McDonald nicht
beachtete, hat er das Argument der irreduziblen Komlexität nicht im Geringsten widerlegt - er hat
lediglich gezeigt, dass die 5-Teile-Mausefalle des M. Behe ein gutes Beispiel dafür war, dass Kritiker
am falschen Ansatzpunkt hebeln und das Wesentliche aus dem Auge verlieren können und H.
McDonald war so freundlich und hat die wirklich nicht-reduzierbare Mausefalle vorgestellt. Seine
Mausefalle ist als System nicht reduzierbar, wie er selbst behauptet.
Die Argumentation von Douglas Theobald
Seine Argumentation geht auf den Genetiker Mullar zurück. Er behauptet, so genannte "irreducibel-
komplexe Strukturen" seien schrittweise evolvierbar und letztlich nicht irreduzibel. Nur zwei Schritte
seien erforderlich: 1. Add a part. 2. Make it necessary. (Seine Argumentation ist sehr arrogant
aufgebaut und er hält nicht mit verletzenden Äußerungen gegen Behe zurück.)
Er beschreibt auf seiner Homepage eine simple Brücke, die aus drei nebeneinander gelegten
Steinquadern besteht. Die Brückenfunktion besteht darin, die Distanz zu überbrücken, die sich aus der
Summen-Breite der drei Steine ergibt. Nun geht Douglas Theobald nacheinander die beiden Schritte
durch: 1. er fügt eine Steinplatte so hinzu, dass sie auf den drei Steinen liegt und 2. er entfernt den
mittleren Stein, der durch die darüberliegende Steinplatte obsolet wurde und macht dadurch die
Steinplatte notwendig für die ursprüngliche Funktion der Brücke. Er schreibt: "For step two of the
Mullerian two-step, the middle stone is removed. Voilá, we have an irreducibly complex bridge, since
the last step made the top-stone necessary for the function."
Das Argument ist allerdings nicht wirklich durchdacht, denn Theobald hat nicht beachtet, dass bereits
die primäre Struktur der Brücke eine irreduzibel-komplexe Struktur darstellt. Diese drei Steine bildeten
genau das System, was Behe beschrieb - obwohl die Frage nach der relativ hohen Anzahl der Steine
im Raum steht, die McDonald sicher reduzieren würde. Theobald beschreibt lediglich den Umbau von
einem irreduzibel-komplexen System in ein anderes. Das wird auch deutlich daran, dass der Umbau-
Prozess in beide Richtungen verlaufen kann - d.h. man kann auch wieder den mittleren Stein einfügen
und die Platte entfernen - es bleiben drei Komponenten.
Dass das Argument nur ein Scheinargument ist, erkennt man jedoch viel einfacher daran, dass er das
System hätte auch von Anfang an monolithisch konstruieren müssen, um echte Irreduzierbarkeit zu
zeigen - d.h. die Brücke kann man sich auch aus nur einem Stein mit größerer Breite vorstellen oder
nur aus der hinzugefügten Steinplatte denken. Falls er jedoch zeigen wollte, wie aus einem reduzierbar
komplexen System eine nicht reduzierbar-komplexes System entstehen kann, dann kann man das
Beispiel gelten lassen. In diesem Falle hat es allerdings keine Relevanz für die Evolution, da es sich im
Beispiel dann um das Gegenteil von Evolution handelt.
Die Argumentation von H. Allen Orr
Er schreibt einen Artikel gegen Behe's Buch "Darwins Black-Box" und beginnt mit "The latest attack on
evolution is cleverly argued, biologically informed—and wrong". Er entwickelt folgendes Gedanken-
Experiment: Ein Bauteil A existiert und erfüllt irgend eine Aufgabe, und das nicht auf die günstigste
Weise, wie er vorerst annimmt. Später kommt der Baustein B hinzu, weil dadurch die Funktion von A
unterstützt wird. Das Bauelement B ist zu diesem Zeitpunkt zwar nützlich aber entbehrlich. Zu einem
späteren Zeitpunkt verändert sich das Bauelement A (oder ein anderes), so dass nun das Bauelement
B unentbehrlich wird. Auf diese Weise sei das irreduzierbar-komplexe System durch
aufeinanderfolgende evolutive Schritte entstanden. Als praktisches Beispiel erwähnt er den
postulierten, schrittweisen Umbau der Luftblase der Fische in die Lunge der Säuger.
Das erste Problem an seiner Argumentation ist, dass der Baustein A gemäß seinem Beispiel bereits
selbst ein irrduzibel-komlexes System darstellt, das seine Funktion (nicht optimal) erfüllt. Damit bleibt
eben die entscheidende Frage völlig unberührt, wie die Schritt-für-Schritt-Evolution zu diesem Baustein
A geführt hat. Orr hat demnach seine Argumentation nur durch ein simples Wortspiel geführt, indem er
den Begriff "Bauteil" (im Original: part (A)) anstelle von "System" benutzte. Dass ein System auch
durch scheinbar ein Bauteil repräsentiert werden kann, hat McDonald zwar vorgeführt, hatte dabei
allerdings nicht die Gesamt-Komplexität beachtet, die sich aus Bauteil, dem Herstellungsprozess
dessen und dem Prozess, den das Bauteil ermöglicht, ergibt. In diesem Sinne handelt es sich bei dem
Orr'schen "Bauteil-A" in der Tat bereits um ein irreduzibel-komplexes System.
Behe geht in seinem Buch "Darwins Black Box" auf S. 404 auf die Argumentation Orrs ein und fragt:
"Was genau ist das wundersame Teil A, das selbständig als Mausefalle oder Flagellum funktionieren
könnte? Und was ist das Teil B, das dann auftauchen würde, um Teil A zu verbessern? Wie würde Orr
die Details seiner fiktiven Entstehungs-Prozesse erklären?"
Die Argumentation des Robert Pennock
Behe selbst geht auf die Argumente des Wissenschafts-Philosophen in seinem Buch "Darwins Black
Box" auf S. 396 wie folgt ein:
"Wie bei Philosophen üblich, konzentrierte er sich nicht auf die Wissenschaft, sondern auf die
Definition oder zumindest darauf, was er als Definition auffasste:
"... selbst wenn ein System im Blick auf eine definierte Grundfunktion irreduzibel komplex ist, bedeutet
dies keineswegs, dass naheliegende Variationen anderen naheliegenden Funktionen nicht dienlich
sein könnten. Behe behauptet, dass durch natürliche Auslese niemals irgendwelche funktionellen
Zwischenstufen in Richtung auf ein beliebiges irreduzibel komplexes System selektiert werden
könnten. Die empirische Schlussfolgerung aus seinem 'per Definiton' vorgestellten
Argumentationskonzept kann er jedoch nicht erbringen. Die überzeugende empirische Prämisse, die er
benötigt ist falsch."
Behe argumentiert nun wie folgt:
"Pennock hat jedoch einfach mein Konzept der irreduziblen Komplexität durch sein eigenes ersetzt. Ich
habe nie geschrieben, dass 'durch natürliche Auslese niemals irgendwelche funktionellen
Zwischenstufen in Richtung auf ein beliebiges irreduzibel komplexes System selektiert werden
könnten.' Dies ist Pennocks Formulierung. Im Gegenteil, auf S.75 habe ich gezeigt, dass irreduzible
Komplexität zwar direkte Wege, nicht jedoch automatisch auch indirekte ausschließt. Weiterhin habe
ich argumentiert, dass indirekte Wege sehr unwahrscheinlich seien, und dass mit zunehmender
Komplexität des Systems indirekte Wege immer unwahrscheinlicher würden. Ich habe aber nirgends
behauptet, dass indirekte Wege logisch unmöglich seien, wie er unterstellt. Das wäre töricht. Keine
wissenschaftliche Behauptung kann zeigen, dass etwas logisch unmöglich ist, da logische
Unmöglichkeit nur sich selbst widersprechende Behauptungen (wie 'er ist ein verheirateter
Junggeselle') und nicht Aussagen zur Natur betrifft. ... Keine wissenschaftliche Theorie hat jemals
konkurrierende Erklärungen ausgeschlossen oder dies tun können, indem sie deren logische
Unmöglichkeit aufgezeigt hat. Das gilt auch für die Theorie des Intelligent Design. Wissenschaftliche
Theorien setzen sich einfach deshalb durch, weil sie die Daten besser erklären als konkurrierende
Denkmodelle."
Die Argumentation des Zellbiologen Kenneth Miller
Auch hier finden wir in Behe's Buch auf S. 399 die Richtigstellung. Behe schreibt:
"Wie Pennock kreierte Miller seine eigene, private Definition der irreduziblen Komplexität, um dann
dagegen zu argumentieren. Aber anders als bei Pennock zeigte sich Millers erstaunliche
Nachlässigkeit darin, dass er sich diejenigen Funktionen vorstellte, die ein zerlegtes, irreduzibel
komplexes System ausfüllen könnte. Pennock hatte wenigstens versucht, die ursprüngliche Funktion
der verschiedenen Systeme im Wesentlichen beizubehalten - immerhin dienen sowohl Uhren als auch
Chronometer der Zeitmessung. Miller hatte keine solche Bedenken. .....
Miller gab der irreduziblen Komplexität eine neue Bedeutung ....
In einem Beitrag mit dem Titel "Evolution Critics Come Under Fire for Flaws In 'Intelligent Design'" gab
die Kolumnistin des Wall Street Journal, Sharon Begeley, Millers Ansichten folgendermaßen wieder:
"Im Jahre 1996 brachte der Biochemiker Michael Behe ... ein stärkeres Argument gegen Evolution vor.
Komplexe lebende Strukturen, so argumentierte er in seinem Buch "Darwins Black Box", besäßen eine
'irreduzible Komplexität'. Dies bedeutet, dass sie erst funktionieren können, wenn all ihre Bestandteile
vollzählig sind, ähnlich wie bei einer Mausefalle, die erst von Nutzen ist, wenn Holzbrett, Feder,
Haltedraht, und all die übrigen Teile miteinander verbunden sind. Überdies haben die einzelnen Teile
komplexer Strukturen angeblich keine Funktion."
Behe stellt nun richtig:
"Obwohl der erste Teil meine tatsächliche Argumentation wiedergibt, ist der kursiv gedruckte, mit
'Überdies ...' beginnende Satz bedauerlicherweise aus der Luft gegriffen." ... Man kann leicht erkennen,
warum er IC auf diese Weise gerne umdefinieren würde ... Aus rhetorischen Gründen wollte Miller wie
Pennock das Design-Argument so schwach wie möglich erscheinen lassen. ....
In meinen Büchern findet sich keine derartige Behauptung. Vielmehr habe ich hinsichtlich eines
irreduzibel komplexen Systems geschrieben: "Wird irgendein Teil entfernt, führt dies dazu, dass das
System im Grunde nicht mehr funktionieren kann" - das System also, nicht die Teile. So könnte z.B.
Miller den Haltedraht der Mausefalle entfernen mit dem Ergebnis, dass die Vorrichtung zum
Mäusefangen als System sofort zerstört wäre. Der Haltedraht könnte als Zahnstocher und der Rest der
Mausefalle als Briefbeschwerer dienen, doch nichts davon würde weiterhin als Mausefalle
funktionieren."
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Wie wird Intelligent Design definiert?
Woran erkennt man Design?
Ist Intelligent-Design (ID) eine Wissenschaft?
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Eine kurze Darstellung der ID-Prinzipien