ID-Theorie


Eine Theorie, die über den Ursprung eines Objektes, einer Struktur oder einer Information aufgestellt wird, befasst sich in bestimmten Bereichen der Wissenschaft stets mit ID-Merkmalen. Solche Theorien sind oft ID-Theorien. (ID = Intelligent Design) Die entscheidende Frage, die mit solchen Theorien geklärt werden soll, ist die, ob das Objekt oder die Information natürlichen oder intelligenten Ursprungs ist. Einher mit dieser Fragestellung geht die Definition des Begriffes "natürlich" im Rahmen der ID-Theorien. "Natürlich" bedeutet hier, dass ein Objekt (Struktur) oder Information nicht von einer intelligenten Person geschaffen, bearbeitet oder verändert wurde. Den Begriff "übernatürlich" gibt es in einer Intelligent-Design-Theorie nicht. Statt dessen spricht man von ID, also davon, dass ein Objekt (Struktur) oder Information "intelligent designed" wurde. (siehe: 2. Schwachstelle des Naturalismus) Die Arbeit des Designers wird jedoch als Prozess angesehen, der im Rahmen der Gesetze des Universums stattfand.

Der Begriff "Design" (in "Intelligent Design") wird am besten mit "Konstruktion" übersetzt, da die Übernahme des ähnlichen Wortes im Deutschen, "Design", nur ansatzweise das ausdrückt, was im Englischem damit bezeichnet wird. Konstruktion impliziert auch Teleonomie.

Zur Erkennung von ID benötigt man bestimmte charakteristische Merkmale des Objektes oder der Struktur, die auf die Wirkung einer Intelligenz schließen lassen. Die Erklärungsrichtung geht in diesem Fall nicht von der Ursache zur Wirkung sondern umgekehrt.
 


Wie wird Intelligent Design definiert?

Woran erkennt man Design?

Ist Intelligent-Design (ID) eine Wissenschaft?

Wie funktioniert ID

Eine kurze Darstellung der ID-Prinzipien

Informationsverarbeitung in der Biologie

Wer ist der Designer?
 
Eine ID-kritische Auseinandersetzung mit Kitcher s Buch "Mit Darwin leben" Teil 1

Eine ID-kritische Auseinandersetzung mit Kitcher s Buch "Mit Darwin leben" Teil 2

Eine ID-kritische Auseinandersetzung mit Kitcher s Buch "Mit Darwin leben" Teil 3

Eine ID-kritische Auseinandersetzung mit Kitcher s Buch "Mit Darwin leben" Teil 4

Diffamierung der Alternativen

Das Argument Nr. 1 gegen Intelligent-Design

Das Argument Nr. 2 gegen Intelligent-Design

Was ist ein "irreduzibel komplexes System"?

Was ist ein "irreduzibel komplexes Verfahren"?

Argumente gegen irreduzibel-komplexe Systeme



In der Archäologie und Paläoanthropologie gehört das Suchen nach ID-Merkmalen zu den selbstverständlichen Arbeitsmethoden der Wissenschaftler.

Bei Ausgrabungen stoßen die Wissenschaftler auf unterschiedlichste Objekte. Nicht immer kann ein Objekt sofort korrekt klassifiziert und datiert werden. Selbst wenn die Datierung erfolgt ist, kann die Frage offen bleiben, ob das Objekt natürlichen Ursprungs ist oder ob es von Menschen angefertigt oder bearbeitet wurde. Diese Frage stellt sich zum Beispiel, wenn in einem Geröllhaufen ein Stein gefunden wird, von dem anzunehmen ist, dass er in frühen Zeiten von Menschen so bearbeit wurde, dass er als Steinkeil dienen konnte. In diesem Fall wird der Stein sorgfältig untersuchet, um herauszufinden, ob Spuren von "intelligenten" Einwirken auf den Stein nachzuweisen sind.

Die ältesten von "intelligenten" Frühmenschen bearbeiteten Steine sind über 2 Millionen Jahre alt (relative Altersbestimmung), die jüngsten Funde sind nur wenige 1000 Jahre alt. Einem Laien würde ein solch bearbeiteter Stein womöglich nicht auffallen, während geübte Wissenschaftler sehr schnell die Vermutung äußern, dass das Objekt künstlichen Ursprungs sein müsste. In einigen Fällen muss jedoch im Labor herausgefunden werden, ob das Objekt tatsächlich künstlichen Ursprungs ist - d.h. ob das Objekt von einem intelligenten Wesen designed wurde. Oft muss der Wissenschaftler sogar unterscheiden, ob ein gefundener Stein das gewünschte Endprodukt der Frühmenschen ist, oder ob er selbst auch nur ein Mittel zum Bearbeiten des Endprodukts war - ein sogenannter Schlagstein. Die Erkennung der Bearbeitungsmerkmale wird unter Umständen durch Verwitterungserscheinung oder Bruch erschwert.

Im Laufe der Geschichte der Frühmenschen tauchen Ritz-Bilder von Tieren oder andere Symbole auf. Diese wurden offenbar mit einem Stein in die Felswände geritzt. Auch bei der Wiedererkennung solcher Bilder ist die Wissenschaft oft darauf angewiesen, nach ID-Merkmalen zu suchen. Ist eine Felswand so verwittert, dass sehr alte Ritz-Bilder fast nicht mehr zu erkennen sind, ist sorgfältigste Arbeit angesagt. Wissenschaftler erforschen jedoch auch solche Felswände, wo sie nur vermuten können, dass ritzähnliche Vertiefungen von intelligenten Frühmenschen stammen könnten. Zur Verifizierung eines Symbols, das in den Fels geritzt wurde, ist die Methode der ID-Theorienbildung erforderlich.

Aus der jüngeren Steinzeit sind viele Funde von ersten "Kunstgegenständen" der Frühmenschen bekannt.  Jedoch begegnet den Forschern bei der Wiedererkennung z.B. einer Plastik gelegentlich das Problem, zu entscheiden, ob es sich tatsächlich um ein von Menschen gemachtes Produkt handelt, oder ob es einfach "Abfall" aus der Frühzeit ist. Auch in diesem Fall muss sorgfältig nach ID-Merkmalen geforscht werden.


In Zweigen der Geschichtswissenschaft wird mit ID-Theorien gearbeitet

In alten Bauwerken wie den ägyptischen Pyramiden oder den Steinkreisen in England wurden verborgene Informationen gefunden. Es gibt z.B. mathematische Beziehungen in den Bemessungen der Bauwerke oder astronomisch definierte Lagebeziehungen. Nicht immer ist sofort klar, ob solche Beziehungen zufällig oder konstruiert sind. Es sind tiefere Forschungen erforderlich, um diese Frage zu klären.

In der Cheopspyramide ist z.B. astronomisches Wissen aus der Zeit der Erbauer verewigt worden, das allerdings erst erkennbar wird, wenn man den Sternenhimmel aus der Erbauungszeit kennt. Das selbe trifft auf viele andere Bauwerke zu.

Erst in jüngerer Zeit wurde mehr oder weniger zufällig entdeckt, dass viele Städte Europas, die im frühen Mittelalter errichtet worden sind, einen mathematisch ausgefeilten Bauplan aufweisen. Diese mathematischen Konstruktionen von Straßenführungen und Positionen von wichtigen Gebäuden bleiben verborgen, solange man nicht danach sucht. Eine ID-Theorie zu diesem Gebiet der Wissenschaft führt zu interessanten Voraussagen.



Die Forensik (Gruppe wissenschaftliche Arbeitsgebiete zur Analyse und Aufklärung krimineller Handlungen) benutzt ID-Theorien

Bei sehr vielen kriminellen Delikten werden von den Tätern ihre Spuren verwischt oder sie versuchen sogar irreführende Spuren zu legen. Aufgabe der Ermittler ist es, die wirklichen Spuren zu finden und oft müssen sie zwischen echten Spuren (solchen, die unabdingbar sind) und künstlichen Spuren, also solchen, die "intelligent designed" sind (vom Täter bewusst gelegt) unterscheiden.



SETI ist ein wissenschaftliches Forschungsprogramm, das der Suche nach außerirdischem Leben dient und ohne ID-Theorie nicht arbeiten kann

Es werden ständig neue Planeten ferner Sterne entdeckt und die Wahrscheinlichkeit, dass irgendwo extraterrestrisches, intelligentes Leben existiert, wächst in gleicher Weise. Die Forschungsprogramme gehen davon aus, dass eine ferne Zivilisation bemüht sein könnte, mittels Radiofrequenzen oder LASER Signale auszustrahlen, um Kontakt mit anderen Zivilisationen aufzunehmen.

Die SETI-Forscher stehen vor dem großen Problem, aus der Fülle der Signale, die permanent aus dem Weltraum zu uns gelangen, ein solches zu finden, das "intelligent designed" sein könnte. Diese Aufgabe ist viel schwieriger, als man im ersten Moment annehmen könnte. "Übrigens ist die Frage, wie ein Signal aussehen muss, damit wir von seiner intelligenten Entstehung überzeugt sein können, alles andere als trivial", schreibt auch Richard Dawkins (Gotteswahn S. 103). Notwendigerweise haben die SETI-Forscher eine Reihe von mathematischen  Methoden entwickelt, um Signale intelligenten Ursprungs zu identifizieren.



ID-Theorie in der Evolutions-Biologie

Während es in allen bisher besprochenen Wissenschaftszweigen selbstverständlich ist, nach ID-Merkmalen zu suchen, um zwischen natürlichem Ursprung und intelligentem Ursprung unterscheiden zu können, ist diese Methode in der Biologie heftig umstritten.

Hauptgrund dafür ist, dass die Suche nach ID in den biologischen Lebensformen zugleich ein Widerspruch zur etablierten Evolutions-Theorie darstelle. Hierbei spielt jedoch ein weit verbreitetes Missverständnis eine wesentliche Rolle, nämlich dass ID zugleich Evolution ausschließen würde. In Wirklichkeit ist es exakt umgekehrt, nämlich gemäß der ID-Theorie zur Entstehung der vielen Lebensformen ist programmierte Evolution das stärkste Signal für ID überhaupt. Dieser Fakt ergibt sich besonders aus dem Wissen über Methoden, die heute von menschlichen Ingenieuren angewandt werden, wenn sie "intelligente" Maschinen oder Roboter entwickeln. Es setzt sich nämlich immer klarer die Überzeugung durch, dass eine Maschine oder Roboter nur dann richtig und flexibel auf sich verändernde Arbeitsbedingungen reagieren kann, wenn genügend freie Parameter zur Veränderung (Anpassung) des gesamten Systems zur Verfügung stehen. Erst recht ist zu erwarten, dass ein potenzieller Designer des Lebens den biologischen Systemen eine Vielzahl an freien, variabel schaltbaren Genen mitgegeben hat.



Argumente gegen Erkennung von intelligenten Eingriffen

In einem Aufsatz "Schöpfungsglaube und „intelligentes Design" argumentiert Hansjörg Hemminger, dass potenzielle intelligente Eingriffe im Laufe der Zeit verwischt werden und nicht mehr erkannt werden könnten. Innerhalb eines Systems von kleinen Regenkanälen, wobei einige davon von einem spielenden Kind angelegt worden, könne man nach einiger Zeit während der es weiterhin regnet, keinen Unterschied zwischen den natürlichen und den künstlichen Kanälen mehr erkennen. Er schreibt: "Intelligente Eingriffe verschwinden im Kausalnexus der Naturprozesse, sofern man sie nicht direkt beobachtet oder besondere Umstände für ihre bleibende Erkennbarkeit sorgen. Nur kurze Zeit stand zur Verfügung, um die spezifischen Eigenschaften eines künstlichen Kanals (gleichmäßige Tiefe, einfache geometrische Form etc.) festzustellen. Immerhin, im Fall der Kanäle gibt es solche Eigenschaften, auch wenn sie schnell wieder verschwinden." Seine Schlussfolgerung lautet: "Denn selbst wenn es Eingriffe einer nicht näher bestimmten Intelligenz in die Geschichte der Lebewesen gegeben hätte, wären diese wahrscheinlich nicht mehr erkennbar."

Nun ist zu prüfen, ob dieses Gedankenspiel für die Schlussfolgerung tauglich ist. Wir müssen zunächst das System abgrenzen, indem die Prozesse ablaufen. Dabei handelt es sich um eine Fläche, die mit losem Erdboden bedeckt ist, und über der ein Dauerregen herabfällt. In dem Gedankenspiel ist der Dauerregen die verantwortliche Einflussgröße dafür, dass alle Spuren des intelligenten Eingriffes verwischt werden. Physikalisch betrachtet, beginnen sich alle Strukturen, die aus Erdboden gebildet sind, aufgrund der Einflussgröße aufzulösen und nach einem Gleichgewichtszustand zu streben. Übrigbleibende Kanäle sind strukturell alle ähnlich. Insofern ist das Gedankenspiel von Hemminger ungeeignet für seine Schlussfolgerung. Er hat lediglich gezeigt, dass ein System durch eine zersetzende Einflussgröße derart aufgelöst werden kann, dass man die ursprünglichen Konturen der Einzelteile nicht mehr erkennen kann.

siehe:  Inwieweit gelten Poppers Falsifikationskriterien auch für die Evolutionstheorie?