Würde man behaupten, dass keine Möglichkeit bestünde herauszufinden, ob intelligente Wesen am Werke waren oder nicht, so käme das der Behauptung gleich, dass es prinzipiell nicht möglich sei, diesen gravierenden Unterschied der Ursprungs-Prozesse herauszufinden. Wenn man aber diesen essenziellen Unterschied nicht mit den Methoden der Wissenschaft ermitteln könnte, so wäre doch der gesamte Aufwand der Naturalisten ein Haschen nach Wind.
Dieses Gedanken-Experiment führt uns zu dem Ergebnis, dass für diesen Fall die Anwendung der ID-Theorie zu richtigen Ergebnissen führen muss. Damit ist noch nicht gesagt, welche Untersuchungen und welche Experimente die Wissenschaftler auf dem Mars durchführen müssten, um ihre Annahmen bestätigen zu können, aber wir sollten die Einsicht aufbringen, dass es Möglichkeiten geben muss, die ID-Theorie zu falsifizieren. Andernfalls bestünde keine Möglichkeit herauszufinden, ob intelligente Wesen am Werke waren oder nicht. Würde ein Naturalist jedoch das Eingeständnis machen und behaupten, dass es prinzipiell nicht möglich sei, diesen gravierenden Unterschied der Ursprungs-Prozesse herauszufinden, so müsste er zugleich seine eigenen Theorien als wertlos abtun.
Demnach stellen wir fest: Die ID-Theorie ist prinzipiell falsifizierbar. Vielleicht ist es erforderlich, einige Methoden zu verbessern, die dafür eingesetzt werden. Aber es ist nicht sachlich korrekt zu behaupten, die ID-Theorie könne der Wissenschaft keine Dienste leisten. Diese blinde Behauptung bringt die Menschheit nicht weiter.
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Die Gemeinsamkeit der ID-Theorie und des Naturalismus
Die atheistisch-naturalistische Position beruht selbstverständlich auf anderen Grundannahmen als die ID-Theorie. Die naturalistischen Ursprungs-Hypothesen besagen sinngemäß, dass das Leben auf der Erde die Folge von Zufällen und langen Ursache-Wirkungsketten sei, die auf den Gesetzen der Materie beruhen. Hier versteckt sich jedoch die implizit vorausgesetzte höhere Instanz, der man schöpferische Fähigkeiten zuschreibt, hinter dem Begriff Materie. Diese wird sowohl in Bezug auf innere Dynamik und Struktur, als auch auf Energiegehalt als gegeben angenommen. Diese Vertuschungs-Position wird generell und für das gesamte Universum zugrunde gelegt. Bedauerlicherweise bemerken viel zu wenige Menschen diesen Schwindel.
Vergleicht man die naturalistische Position, die also die schöpferischen Fähigkeiten implizit voraussetzt, mit der Position des ID-Ansatzes, wo dem Designer schöpferische Fähigkeiten zugeordnet werden, so erkennt man gravierende Gemeinsamkeiten. Beide gehen von einer „schöpferischen Instanz“ aus, und beide Instanzen, sei es Gott oder sei es die wundersame, schöpferische Materie, werden als existent vorausgesetzt.
Sowohl das Naturalismus-Konzept als auch das ID-Konzept gehen von einer primären schöpferischen Instanz aus.
Es gibt natürlich auch die gravierenden Unterschiede zwischen den beiden Positionen und es bleibt die Entscheidung des Einzelnen, welcher These er folgen möchte. Die Erfahrung zeigt, dass sich eine große Zahl von wissenschaftlich tätigen Menschen der naturalistischen Weltsicht nicht anschließen kann. Das Postulat vom ‚Primat der Materie‘ gerät zunehmend unter Beschuss, weil neben der Philosophie auch Wissenschaft und Technik den Begriff „Information“ untersuchen und sich nicht abzeichnet, wie der Naturalismus das Phänomen „Information“ auch im Sinne von Idee oder Gedanke widerspruchsfrei behandeln soll.
Abbildung 5
Die obige Grafik zeigt in abstrakter Form die Ähnlichkeit zwischen den Ursprungstheorien, die wir in diesem Buch gegenüberstellen. Da dem Urknall dieselben Schöpfungen zugeschrieben werden, wie zum Beispiel dem Gott der Bibel, wurde hier der Begriff „Gott Urknall“ eingesetzt. Wer versteht zu abstrahieren, wird bald erkennen, dass der Kern der beiden Theorien gleich ist. Der Kern wird jedoch durch seine Umgebung verdeckt. Die naturalistische Ideologie ist aus verständlichen Gründen sehr bemüht, den religiösen Inhalt ihres Kerns zu verschleiern. Immerhin gibt es Ansätze, das Problem hinter dem Urknall überhaupt anzusprechen. Wir kommen später noch einmal auf den „Big-Bang“ zurück – vorerst sei die Vermutung geäußert, dass an dieser Theorie wohl nichts stimmt, außer dass das Universum einen zeitlichen Anfang haben soll.
Woran ist Design erkennbar?
Diese Frage ist nicht trivial. Wir gehen hier von einer bestimmten Beziehung zwischen dem Subjekt und dem Objekt aus. Das Subjekt analysiert das Objekt und spiegelt die Wirkung des Objektes in seinem Bewusstsein wider. Dabei spielen unterschiedliche Aspekte eine Rolle, die mit einem Werte-System gekoppelt sind. Es geht bei einer Beurteilung in Bezug auf Design-Merkmale also nicht einfach darum, ob ein Objekt zutreffende oder nicht zutreffende Eigenschaften aufweist. Vielmehr geht es darum, eine geplante Komposition von Form, Zweck und Ästhetik gegen die Konglomerate physikalisch natürlicher, zufälliger Kompositionen zu filtern.
Behe sagt zwar zu Recht: „Design ist einfach die zweckmäßige Anordnung von Einzelteilen“, doch mit dieser weitgefassten Definition kann man nicht jeden konkreten Einzelfall in Bezug auf Intelligent-Design analysieren. Es gibt in der Natur so viele Objekte, die scheinbar den Charakter von Design besitzen, aber nicht intelligent designet sind. Die Ursache dafür ist die Existenz einer Reihe von strukturgebenden Kräften, die permanent naturgesetzlich wirksam sind. Die Produkte dieser Kräfte sind „regelmäßig“ oder gesetzmäßig angeordnete Einzelteile – wie z. B. die Atome in einem Molekül oder in einem Kristall. Auch können wir beobachten, dass für viele Arbeiten von Designern auch das Gegenteil von dem, was Behe sagt, zutrifft. In einigen Designer-Werken gibt es manchmal gar keine Zweckmäßigkeit, sondern nur „Schönheit“ – ein Signal, das wir zwar sofort erkennen, aber sehr schwer definieren können. Allerdings kann man „Schönheit“ auch als zweckmäßig wahrnehmen, wenn man zum Beispiel ein Bild malt.
Eine differenziertere Definition für „Intelligent Design“ von biologischen Strukturen muss möglichst Objekte ausschließen, deren Zustandekommen allein auf chemische oder physikalische Naturgesetze zurückzuführen ist. Behe fasst den Begriff „Design“ schließlich etwas enger, wenn er schreibt:
„... so liegt offensichtlich Design vor, wenn mehrere getrennte, interagierende Komponenten so angeordnet sind, dass sie eine Funktion ausführen, wozu sie einzeln nicht in der Lage wären. Je stärker sich die interagierenden Bestandteile voneinander unterscheiden, die für eine Funktion nötig sind, desto sicherer können wir davon ausgehen, es mit Design zu tun zu haben."
Die Funktion des Objektes (Struktur) spielt also eine entscheidende Rolle bei der Beurteilung. Doch die Funktion eines Objektes kann unter Umständen fehlgedeutet werden. Behe bringt zwei demonstrative Beispiele dafür: Ein komplexer Computer könnte als Briefbeschwerer dienen oder ein Auto könnte zum Eindämmen eines Flusses verwendet werden.
Ein Designer ist in der Lage, eine Struktur oder einen Prozess so zu gestalten, dass die Zielsetzung primär ist. Das kann die Evolution nicht leisten und die Ergebnisse der Evolution wären oft unscharf und die Funktionalität wäre in der Regel sekundär und vielleicht im Laufe der Zeit ohne Bezug zum einstigen Ursprung.
Ein komplizierter und mehrstufiger (und natürlich zielorientierter) Prozess kann von einem Designer gestaltet werden, jedoch niemals von den Mechanismen der Evolution. Ein Konstrukteur kann und muss im Voraus bestimmen, welche Teile erforderlich sind und wie diese gekoppelt sein müssen, damit die Summe ihrer Funktionen den vorausbestimmten Zweck des Ganzen erfüllen. Und gerade biologische Systeme enthalten sehr viele solcher Strukturen, deren Konstruktion nicht allein die optimale Funktion des Systems in seinem Inneren beabsichtigte, sondern ebenso den übergeordneten Zweck des Systems im Ganzen. Daher gibt es verschiedene Zelltypen, die sich zur Erfüllung bestimmter Funktionen zusammenschließen, wie das zum Beispiel die Neuronen vermögen.
Abbildung 6
Die folgende Grafik soll den Erkenntnis-Prozess symbolisch darstellen, der notwendig ist, um eine natürliche Struktur von einer projektierten, designten Struktur zu unterscheiden. Damit soll das grundlegende Ursprungs-Problem in den Mittelpunkt gestellt werden, das für alle biologischen Strukturen (Objekte) gilt. Da prinzipiell auch Prozesse an die Stelle von Objekten treten können, wollen wir das im Folgenden im Sinn behalten. (Für den Fall, dass der Designer selbst auch Mitglied der menschlichen Gesellschaft ist, muss noch eine Rückwirkung des kollektiven Werte-Bewusstseins auf das Werte-Bewusstsein des Designers eingebracht werden.)
Ein sehr auffälliges Merkmal der Lebewesen ist oft deren Ähnlichkeit zu einer anderen Lebensform. Die Evolutionsbiologie findet mühelos Ansatzpunkte für Hinweise einer postulierten Abstammung voneinander. Den Fakten, die seinen Interpretationen zugrunde liegen, wird kaum ein ID-Theoretiker widersprechen. Die Frage ist jedoch: Wie werden dieselben Fakten im Rahmen der ID-Theorie interpretiert?
Ähnlichkeiten von Lebensformen
weil
Gemeinsame Vorfahren?
oder
Gemeinsamer Designer?
Wir können sagen, dass diese Fakten die ID-Theorie ebenso bestätigen, denn so gut wie ein „gemeinsamer Vorfahre“ im Stammbaum die Ähnlichkeiten der nachfolgenden Lebensformen begründet, so ist Ähnlichkeit das geradezu unabdingbare Signal, wenn ein „gemeinsamer Konstrukteur“ für alle Glieder des Stammbaumes postuliert wird.
In diesem Zusammenhang soll auch die sogenannte „molekulare Uhr“ erwähnt werden. Sie wird als ein Werkzeug der Evolutionsforschung bezeichnet, ohne zu beachten, dass dieses Werkzeug ebenso gut im Rahmen der ID-Theorie eingesetzt werden kann. Prinzipiell wird mit diesem Werkzeug eine Ähnlichkeits-Analyse von Gen-Sequenzen vorgenommen, um Zellen von Lebewesen in eine Folge von Vorgängern und Nachfolgern einordnen zu können. Die molekulare Uhr soll jedoch nicht nur anzeigen, was vorher und nachfolgend ist, sondern möglichst auch das reale Alter einer Probe. Die ID-Theorie unterstützt die Aussage, dass die lebenden Systeme in einer zeitlich gestaffelten Abfolge entwickelt und ausgesetzt worden sind oder dass im Laufe der Zeit Veränderungen an der Konstruktion der Strukturen vorgenommen worden sind. Aber ebenso gut unterstützt die ID-Theorie den Gedanken, dass viele Lebensformen in einem Evolutions-Prozess neue Arten entwickelt haben, die auf vom Designer vorgegebenem genetischem Potenzial aufbauen.
Leseprobe 1