Die vielen Irrtümer des Evolutionisten Richard Dawkins'

Dawkins und das Neue Testament der Bibel


Folgende Besprechung stützt sich auf das Buch "Der Gotteswahn"
 
Viele Irrtümer Dawkins stehen mit seiner oft unprofessionellen Bearbeitung des Stoffes  
im Zusammenhang, wie das an einigen Beispielen bereits gezeigt wurde. Doch Dawkins  
Behandlung des Neuen Testaments der Bibel übersteigt das und kann sicher eher damit  
verglichen werden, was ein Schüler in der Unterstufe darüber schreiben würde.  
Interessierten Leser seines Werkes ist das, was Dawkins da schreibt, vermutlich sehr  
peinlich, denn er greift zu Argumenten, die jeder, der sich ein wenig mit dem Neuen  
Testament auskennt, nur belächeln kann. Auf der S.346 beginnt er mit der Überschrift  
"Ist das Neue Testament wirklich besser?". Die Bergpredigt Jesu lobt er und sagt, sie sei  
ihrer Zeit weit voraus. Doch damit befasst er sich nicht und kommt statt dessen zu  
einem Thema, das er und die meisten Zeitgenossen nicht verstehen können, ohne sich  
ein wenig genauer damit zu befassen - das Thema "Sünde" und "Erbsünde". Die aus  
dieser Situation des Unwissens erzeugten Buchseiten Dawkins zu kommentieren, wäre  
langweilig und unzumutbar.
 
Auf der S.351 kommt er noch zu einer weiteren, auf Halbwahrheiten beruhenden,  
Behauptung, die hier kurz richtig-gestellt werden soll. Er schreibt: "Christen machen sich  
nur in den seltensten Fällen klar, dass viele der moralischen Vorgaben für andere, die  
sowohl im Alten Testament als auch im Neuen Testament  vertreten werden,  
ursprünglich nur für eine eng begrenzte Gruppe gedacht waren. 'Liebe deinen Nächsten'  
bedeutet nicht das was wir heute darunter verstehen. Es hieß nur 'liebe einen anderen  
Juden'."

Dieser Schlussfolgerung ist grundsätzlich nicht zuzustimmen, obwohl dieses Gebot  
tatsächlich dem Alten Testament entstammt. Es regelte die zwischenmenschlichen  
Beziehungen der Nation Israel auf hohem Niveau. Dawkins irrt jedoch schon deswegen,  
weil im Alten Testament  hervorgehoben wird, dass auch jeder Fremdling, der sich der  
Nation Israel anschließt, ebenfalls als "Nächster" betrachtet werden musste. Aber vor  
allem irrt Dawkins in seiner Anwendung dieses Gebotes im Neuen Testament, was er ja  
bis zur S. 352 eigentlich behandelt. Im Neuen Testament wird das Christentum, das aus  
dem Judentum hervorkam, davon getrennt und allen Menschen unabhängig ihrer  
Nationalität zugänglich gemacht. Daher werden sowohl einige aus dem Judentum  
übertragene Gebote auf alle Menschen angewandt als auch neue christliche Gebote der  
Liebe zur Geltung für alle Menschen gebracht. Dawkins Irrungen sind so grob, dass  
jeder, der sich damit befasst, fragt, wer denn die wirkliche Zielgruppe seines Werkes  
sein soll.
 
Ein weiteres typisches Beispiel soll hier für viele anderen Irrtümer Dawkins stehen. Er  
bespricht, was die Evangelien über die Geburt Jesus zu sagen haben (S.131-133). Bei  
Lukas findet er die Hinweise, dass Joseph und Maria nicht in Bethlehem sondern in  
Nazareth gelebt haben, bevor Jesus geboren wurde. Nun fragt er sich, wie es wohl dazu  
kommen sollte, dass sie zum rechten Zeitpunkt in Bethlehem waren, um mit der Geburt  
ihres Sohnes an diesem Ort eine alte Prophezeiung zu erfüllen. Ja, da war die  
Volkszählung, bei der sich "ein jeder in seine Stadt" begeben sollte. Da Joseph "aus dem  
Hause und der Familie Davids" war, begab er sich mit Maria nach Bethlehem. Bis hier her  
kann Dawkins mit den Schilderungen des Lukas noch mithalten, doch dann stellt er eine  
Frage, die ein Autor, der sich mit dem Neuen Testament befasst, doch nicht stellen  
sollte: "Warum um alles in der Welt hätten die Römer von Joseph verlangen sollen, dass  
er sich in die Stadt begab, wo fast ein Jahrtausend zuvor einer seiner entfernten  
Vorfahren gelebt hatte?".
 
Obwohl Dawkins kein Historiker ist, sollte er wissen, wie solche unsinnigen Fragen  
entstehen, denn später in seinem Werk schreibt er selbst (S.370), "Dass gute Historiker  
die Aussagen aus früheren Zeiten nicht nach den Maßstäben ihrer eigenen Zeit  
beurteilen dürfen" - und bezeichnet das als "Binsenweisheit". Hätte er diese  
"Binsenweisheit" doch stets im Hinterkopf behalten, hätte sein Buch zwar einige hundert  
Seiten weniger, dafür aber vielleicht lesenswerte Seiten. Um es kurz zu machen, gab es  
damals die einfache Regelung, dass zur Volkszählung jeder Bürger des Landes sich in  
seiner eigenen Geburtsstadt aufhalten muss, um so eindeutige Zählergebnisse zu  
erhalten. Joseph war in Bethlehem geboren worden und war später nach Nazareth  
ausgewandert. So einfach ist die Wahrheit, wenn man ein klein wenig nachforscht.
 
Um wenigstens noch ein zweites Beispiel für die Oberflächlichkeit Dawkins zu  
präsentieren, sei auf seine Erörterung (S.133) des Geschlechts-Registers Jesu aus dem  
Matthäus- und Lukas-Evangelium hingewiesen. Dawkins leitet das mit einer Frage über  
die seiner Ansicht nach ungebildeten Leser des Neuen Testaments ein: "Warum  
bemerken sie die offenkundigen Widersprüche nicht?" Und fragt dann: "Sollte jemand,  
der die Bibel wörtlich nimmt, sich nicht darüber beunruhigen, dass Matthäus die  
Abstammung des Josephs von König David über 28 Zwischengenerationen  
zurückverfolgt, während es bei Lukas 41 Generationen sind? Und was noch schlimmer  
ist: Bei den Namen der beiden Listen gibt es so gut wie keine Übereinstimmung!"
 
Richtig daran ist lediglich, dass jemand, der die Bibel als historische Quelle betrachtet,  
sich beunruhigen müsste, falls der von Dawkins beschriebene Widerspruch auch nur  
andeutungs-weise der Bibel zu entnehmen wäre. In Wirklichkeit schreibt Lukas das  
Register der Vorfahren Maria's auf, während Matthäus das des Joseph niederschrieb,  
wobei er, wie Dawkins richtig bemerkt, nur "Zwischengenerationen" aufschreibt - und  
zwar die nach seiner damaligen Ansicht wesentlichsten, in zwei Gruppen zu je 14. Der  
Umstand, dass bei Lukas der Eindruck entsteht, auch er schreibe das Register des  
Joseph, ist ganz einfach darauf zurückzuführen, dass es damals nicht üblich war, Frauen  
in solche Register einzusetzen. Das hätte Dawkins doch herausfinden können - oder?
 
Statt auch nur in einem einzigen Fall die Argumente anderer Anhänger des atheistischen  
Naturalismus nicht ungeprüft zu übernehmen, kommt Dawkins nun zu einem Höhepunkt  
des Buches, den man doch schon als sehr grenzwertig bezeichnen muss. Auf S.145  
erwähnt er eine ihm bekannte Meta-Analyse zum Thema "Religion und Intelligenz-
Quotient". Die Auswertung verschweigt Dawkins natürlich nicht, denn sie belegt doch,  
dass nur noch naive Menschen überhaupt an einen Gott glauben. Auffällig ist dabei, dass  
bei der Auswertung plötzlich nicht mehr vom IQ sondern von "Intelligenz und Bildung"  
die Rede ist. Dawkins stellt die Fakten wie immer auf den Kopf. Er kann nämlich der  
Meta-Analyse letztlich nur entnehmen, dass unter den Menschen, die genügend lange  
auf einer Universität studiert haben, weniger religiöse Menschen zu finden sind als in  
anderen Kontroll-Gruppen. Doch das weiß doch jeder auch ohne Meta-Studie. Die wahre  
Ursache dafür ist jedoch bestimmt nicht der IQ.
 
 
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