Die Irrtümer des Evolutionisten Richard Dawkins
Naturwissenschaft führt zur Philosophie?
Folgende Besprechung stützt sich auf das Buch "Der Gotteswahn"
Das zweite Kapitel befasst sich mit der "Gotteshypothese". Sicher hat Herr Dawkins eine
Reihe von Gründen, die dort nicht einzeln genannt werden dafür, dass er den Gott des
Alten Testaments der Bibel als die "unangenehmste Gestalt in der gesamten Literatur"
bezeichnet. Viele Leser werden da wohl vorsichtiger sein und diese Behauptung trotz der
vielen negativen Eigenschaften, die Dawkins diesem Gott zuzählt, relativieren. In allen
seinen Darlegungen zum Thema Religion sieht Dawkins rot und seine Wortwahl neigt
zum Extremen. Er benutzt Superlative wo immer möglich. Er möchte der Religion jede
Kompetenz absprechen - auch dort, wo noch immer Millionen Menschen einen Nutzen in
ihrer Religion sehen.
Herr Dawkins befasst sich mit der interessanten Frage, warum zu einem bestimmten
Zeitpunkt in der Menschheitsgeschichte der Wechsel vom Polytheismus zum
Monotheismus stattfand. Er philosophiert ein wenig über einen Hindu, der immer noch
mit vielen Göttern lebt. Dann befasst er sich mit der theologischen Frage des Dreieinigen
Gottes der Christenheit - und ob das denn nun ein Monotheismus sei oder nicht. Diese
Fragen sind berechtigt, aber nicht von ihm lösbar.
Auf S. 80 befasst sich Dawkins mit der Domäne an Fragen, die außerhalb
der naturwissenschaftlichen Kompetenz stehen. Er zitiert Martin Rees, der sagte: "Die
eigentliche Frage lautet: "Weshalb gibt es überhaupt etwas? ... Fragen wie diese
liegen außerhalb der Naturwissenschaften, sie gehören in den Bereich der Philosophie
und der Theologie."
Dawkins stellt nun die Frage: "Welche Fachkenntnisse, die ein Naturwissenschaftler nicht
besitzt, können Theologen in die Untersuchung weit reichender kosmologischer Fragen
einbringen?". Er bezeichnet es als "langweiliges Klischee", demzufolge
Naturwissenschaftler sich mit den "Fragen nach dem Wie" befassen, während die
Theologen die "Fragen nach dem Warum" beantworten. Dawkins möchte in diesem
Zusammenhang herausstellen, dass die Theologie überhaupt keine Frage beantworten
kann - er bezweifelt, dass "Theologie überhaupt ein Forschungsgegenstand ist".
Vielleicht hat Dawkins in diesem Punkt sogar einmal recht.
Auf S. 81 stellt Dawkins die Frage: "Was um alles in der Welt ist eine Frage nach dem
Warum?" Die Antwort ist ganz einfach, Herr Dawkins, es ist z.B. die kurz zuvor in den
Raum gestellte Frage: "Weshalb gibt es überhaupt etwas". (Das Frage-Pronomen ist mit
Warum austauschbar.) Die Antworten der Vertreter des Naturalismus auf diese Frage
lauten doch seit hundert Jahren und mehr immer gleich: "Diese Frage gehört nicht zum
Bereich der Naturwissenschaft."
Ist diese Frage also nicht erlaubt oder muss die Philosophie diese Frage abfangen und
beseitigen? Eine Lösung des aufgebauten Problems sucht man bei Dawkins vergeblich.
Er befasst sich statt dessen in rascher Folge mit dauernd wechselnden Gedanken, die
um das Thema der Sinnlosigkeit aller Religion kreisen. Dabei sind seine Argumente für
jemanden, der ein Atheist ist, sicher sofort nachvollziehbar, während vermutlich die
Anhänger dieser oder jener Gemeinschaft oft auf den Zirkelschluss Dawkins hinweisen,
der darin besteht, dass man Gott nicht einerseits als transzendentes Wesen bezeichnen
darf (was Dawkins tut) und andererseits einen physikalischen Beweis seiner Existenz
fordern kann. Die meisten gläubigen Menschen verweisen darauf, dass sie ganz für sich
Erfahrungen mit Gott gemacht haben, was vielleicht ebenfalls ein transzendentes
Erleben war.
Zurück zu der einzigen interessanten Frage, die hier bei Dawkins auftauchte, aber leider
im Eifer seines Gefechts unterging: "Weshalb gibt es überhaupt etwas?". Offenbar kann
die Naturwissenschaft zur Zeit keine Antwort darauf geben. Aber dennoch ist diese Frage
erlaubt und verdient eine Antwort, wenigstens den Versuch einer Antwort. So sehr wir
auch daran gewöhnt sind, dass wir selbst existieren und das Universum existiert, so sehr
müssen wir uns klar machen, dass dieser Zustand nicht der Grund-Zustand sein kann.
Wenn nichts existiert, muss man dazu (wozu auch) keine Frage stellen - sobald etwas
existiert gibt es dazu viele Fragen. Auf S.108 geht Dawkins darauf ein und bezeichnet
diese Art Frage als eine "unendliche Regression". Das ist richtig, doch man muss ja nicht
zwingend in der Lage sein, die erste Ursache auch zu kennen - vielmehr sollte man sich
allein dessen bewusst bleiben, dass am Anfang noch ein riesiges Problem steht.
Als die Urknall-Theorie noch nicht geboren war, galt die Frage nach einem Anfang des
Universums als eine "nicht erlaubte Frage", auf die es seitens der Vertreter des
Naturalismus auch keine Antwort gab. Das war noch vor ca. 60 Jahren so! Die
weltanschauliche Lösung bestand darin, zu sagen, das Universum existiert schon ewig -
ohne Anfang und ohne Ende. Hätte man gefragt, aber was war denn vorher oder woher
kommt die Materie, so hätte man erfahren, dass diese Fragen davon zeugen, dass man
nicht naturwissenschaftlich denke. Als dann die Urknall-Theorie als Folge der
naturwissenschaftlich nachgewiesenen Expansion des Universums nicht mehr zu leugnen
war, waren die Anhänger des Naturalismus zunächst ratlos. Wie kann denn das
Universum einen Anfang haben? Auch sie stellten argumentativ die Frage: "Was soll
denn davor gewesen sein?" Ein Anfang des Universums würde doch den Gedanken an
eine Schöpfung des Universums nahelegen! Robert Jastrow, Professor der Astronomie
und Geologie an der Columbia-Universität schrieb: “Nur wenige Astronomen hätten
damit gerechnet, dass dieses Ereignis - die plötzliche Entstehung des Universums - eine
bewiesene wissenschaftliche Tatsache würde, doch Himmelsbeobachtungen mit
Teleskopen haben sie zu dieser Schlussfolgerung gezwungen." Dennoch wurde diese
Theorie zunächst bekämpft, zumal sie von einem Geistlichen entwickelt wurde.
Nach kurzer Zeit der Verwirrung wurde jedoch die neue Theorie akzeptiert und in das
naturalistische Weltmodell integriert. Es blieb ja nach damaligem Kenntnisstand nichts
anderes übrig. Von nun an galt der Urknall als das singuläre Ereignis, dem die
Kosmologen die Schöpfung des Weltalls zuschreiben. Was war aber vor dem Urknall?
Welche Ursache hatte diesen Knall erzeugt? Woher kommt denn die viele Energie? Die
naturalistischen Wissenschaftler geben erneut keine Antwort. Warum gab es den Urknall?
Keine Antwort der naturalistischen Wissenschaftler, obgleich Herr Dawkins doch
behauptet, die "Warum-Fragen" sollten doch bitte auch von Naturwissenschaftlern
angegangen werden.
Interessant ist nun, wie naturalistische Philosophen die Frage behandeln. Umfangreich
und bedeutsam legen sie dar, dass solche Fragen in sich selbst unsinnig seien - also
keine Fragen sind, die überhaupt Sinn ergeben. Nur ein ungebildeter Laie stelle sich
solche Fragen! Der kleine Mann steht nun da und fragt: Und trotzdem möchte ich gern
wissen, warum es den Urknall gab. Der gesunde Menschenverstand treibt diese Frage ins
Gehirn. Wie kann das ganze Universum aus dem Nichts mit einem Puff entstehen. Nein,
sagt der etwas gebildetere Philosoph, nicht aus dem Nichts. Davor befand sich die
Materie lediglich in einem anderen Zustand. Aha - warum?.
Und man kommt wieder auf die Frage: "Warum gibt es überhaupt etwas?". Das einzige,
was man nicht erklären muss, ist das Nichts. Die Herkunft der Materie und Energie wirft
Fragen auf. Wir haben offenbar keine Antwort auf diese Frage und das sollte man auch
deutlich genug ausdrücken und nicht mit "wissenschaftlicher" Arroganz behaupten, diese
Frage sei Unsinn in sich selbst. Diese intuitive Frage sollte uns doch wenigsten eines klar
machen: Wir wissen noch immer fast nichts. Und wenn wir uns das klar machen, dann
sollten wir auch vorsichtiger mit definitiven Schlussfolgerungen sein als Herr Dawkins,
der den gesunden Menschenverstand (aus gutem Grund) in seinem Buch mehrfach als
irreführend hinstellt.
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