Evolution - ein kritisches Lehrbuch, von Junker/Scherer
 
 
Rezension von J. Haible (bei Amazon)
 
Quelle:  
 
 
Evolution - ein kritisches Lehrbuch (Gebundene Ausgabe)
Ich muß sagen: Dieses Buch hat mich überrascht.  
Erinnerungen an meine Schulzeit wurden wach, an Diskusionen im Bio-Leistungskurs, mit  
einem sympathischen und engagierten Lehrer, der uns zusammen mit dem Unterrichts-
Stoff auch für sein atheistisches Weltbild begeistern wollte. Mit dem Religionslehrer, der uns  
deutlich machen wollte, Glaube sei eine Sache und Naturwissenschaft eine andere, und  
beides hätte wenig miteinander zu tun. - Das alles ist Jahrzehnte her, und irgendwann habe  
ich dann einen "Schöpfungsglauben" auch nur noch für etwas gehalten, das bestenfalls  
naturwissenschaftlich ungebildete Menschen zufriedenstellen könnte. Die Nachrichten über  
die Kreationismus-Welle in den USA hat die Vorstellung von "religiösen Spinnern" nur noch  
verstärkt.  
Und dann stoße ich auf ein Buch wie dieses.  

Und ich bin überrascht. Denn da schreiben Leute, die Evolution nicht nur akzeptieren,  
sondern täglich auf diesem Fachgebiet arbeiten. Sie liefern eine Fülle ausführlicher  
Informationen, besser aufbereitet als in jedem Schulbuch, über den Stand der Forschung -  
und haben trotzdem den Mut, einen Schöpfungsglauben als ernsthafte Alternative zur  
Entwicklung des Lebens durch Zufall und Selektion anzubieten!  

Die Idee dahinter - und für mich das Aha-Erlebnis schlechthin -: Evolution findet tagtäglich  
"im kleinen" statt; unbestritten, logisch für jeden nachvollziehbar. Aber die Entstehung des  
Lebens, die "großen Sprünge" einer Aufwärtsentwicklung vom Einfachsten zum Komplexen,  
die wird gründlich in Frage gestellt. Und die Argumente dafür sind nicht schlecht! Ich war  
wirklich positiv überrascht.  

Das Buch ist ganz klar eine Werbung für einen Schöpfungsglauben als Alternative zu einem  
Denkmodell, das alles dem Zufall zuschreibt. Es dennoch als "Propaganda" zu bezeichnen  
wäre jedoch äußerst unfair, denn ich habe selten ein Buch gesehen, das mit so viel "Demut"  
und Zurückhaltung das eigene Denkmodell dem gängigen als *Alternative* gegenüberstellt  
und den Leser nur dazu einlädt, sich doch ein eigenes Bild zu machen. Es ist so weit  
entfernt von den kreationistischen Büchern, die ich noch aus meiner Jugend kenne (und  
auch vom platten Atheismus-Missionseifer eines Dawkins), daß man nur sagen kann: Hut ab  
vor so viel Sachlichkeit!
 
 
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