Evolution und Evolutions-Theorie
Der Begriff Evolution stammt aus dem Lateinischen und bezieht sich auf etwas, was
"ausgerollt" wird oder auf etwas, was sich "entwickelt" bzw. was "entwickelt" wird.
Der Begriff wird heute als Bezeichnung für die allgemeingültig anerkannte Theorie
angewandt, nach der die Lebensformen auf unserer Erde alle von einander abstammen,
durch Evolution entstanden seien (1*) und diversierten. Diese Theorie ist jedoch nach wie
vor umstritten. Allerdings ist die Evolutionstheorie inzwischen so weit "entwickelt" worden,
dass man sie nicht mehr widerlegen kann. Aber nicht etwa weil diese richtig wäre, sondern
weil sie so umfassend flexibel gehalten wird und auf alle Differgenzen zwischen Theorie
und Praxis angepasst werden kann (2*). Aus der entwickelten Situation der
"Nichtwiderlegbarkeit" der Evolutionstheorie folgt allerdings auch, dass sie nicht mehr den
von Naturalisten geforderten Falsifikationskriterien einer wissenschaftlichen Aussage
entspricht.
Darwins Evolutionstheorie kann als eine Reaktion auf die fundamentalistische Lehrmeinung
der Kirchen gesehen werden, die über Jahrhunderte hinweg mit Bevormundung und
Autorität durchgesetzt worden war. Aber auch standen alle Signale der Aufklärung auf grün
und die allgemeine Ansicht war bereits verbreitet, das Wesen der Natur auf physikalische
Ursachen zurück zu führen anstatt auf "übernatürliche" Kräfte. Doch wie so oft, steuerte
man auch hier von einem Extrem ins andere:
Von den Dogmen der wörtlichen Bibelauslegung zum naturalistischen Darwinismus.
Die Zeit der sogenannten Aufklärung kam schließlich zu voller Blüte und von da an galt
alles, was nicht in das naturalistische Konzept passt, als unwissenschaftlich und somit als
nicht akzeptabel. Darwin selbst hat seine Theorie dem Glauben an eine Schöpfung, wie sie
in jenen Tagen in den Kirchen gelehrt wurde, gegenüber gestellt und sogar Vermutungen
über die Abstammung des Menschen von Primaten geäußert. Der englische Hobby-Zoologe
Henry Huxley und der deutsche Zoologe Ernst Haeckel haben zur Ausbreitung dieser
Theorie maßgeblich beigetragen.
Unter Neodarwinismus versteht man eine Weiterentwicklung der darwinistischen
Abstammungslehre, wonach in erster Linie die Selektion für die Evolution entscheidend ist.
Diese Selektion setzt die genetische Vielfalt der Populationen voraus, wobei diese Vielfalt
durch zufällige Rekombination der Gene bei der sexuellen Fortpflanzung entsteht, sowie
durch Chromosomen-Mutation oder durch Genmutation. Der Begriff Neodarwinismus wird
oft auch als Synonym für die Synthetische Evolutionstheorie gebraucht.
Die Evolutions-Theorie wird gegenwärtig als umfassend bestätigt hingestellt (3*), da sich
am Grundaufbau der Theorie nichts mehr ändern könne und nur noch Detailfragen
wissenschaftlich geklärt werden müssten. In fast allen Länderen der Welt wird diese Theorie
an den staatlichen Bildungseinrichtungen gelehrt. Zunehmend mehr Menschen bekennen
sich laut Umfragen zu den Grundaussagen der Evolutions-Theorie. Dennoch muss
bezweifelt werden, dass solche Bekenntnisse auf abstrakten Wissen und Verstehen beruhen
und nicht vielmehr auf dem Wunsch der ideologischen Abkehr von traditionellen Religionen.
Die Gründe dafür sind vielschichtig, lassen sich aber wie folgt zusammenfassen:
Daraus folgt in erster Konsequenz, dass die Annahme dieser Theorie für Laien streng
genommen ein religiöser Akt ist. Aber auch Schüler und Studenten sind kaum in der Lage,
diese Theorie derart umfassend wissenschaftlich untersetzt zu verinnerlichen, so dass auch
für sie relevante Glaubenssätze stehen bleiben, die eigentlich ins Reich der Religion
gehören.
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1*) Die Entstehung des ersten Lebens wird natürlich nicht im Rahmen der Entwicklungs-
Theorie erklärt. Für die Evolutionstheorie ist jedoch eine Theorie über die Selbstentstehung
des Lebens eine unabdingbare Voraussetzung. Sollte es nämlich dafür keine Theorie geben,
so wären selbstredend alle Erklärungen im Rahmen der naturalistischen Evolutionstheorie in
Frage zu stellen (die Evolutionstheorie der ID-Theoretiker wäre davon nicht betroffen). Die
Wissenschaft, die sich mit der Selbstentstehung von Leben befasst und danach sucht,
welche Prozesse dafür erforderlich wären, ist nicht die Biologie sondern die Chemie und
Bio-Chemie. Zur Zeit gibt es jedoch absolut keine testbaren Hypothesen über den Komplex
von Prozessen und Prozessbedingungen, der zur Entstehung des ersten Lebens erforderlich
gewesen sein könnte.
2*) "dieses naturwissenschaftliche Konzept ist ein offenes System, welches ständig durch
neue Forschungsergebnisse modifiziert, ergänzt und erweitert wird. (Kutschera -
Evolutionsbiologie S.49) Eine Rezension dieses Buches findet man hier.
3*) Der Titel eines Buches von U.Kutschera heißt "Tatsache Evolution" erschienen 2009 im
Taschenbuch Verlag GmbH München - Diese Formulierung ist rein wissenschaftlich korrekt,
doch die Allgemeinheit ist praktisch aufgefordert, aus dieser Formulierung den Schluss zu
ziehen, die Evolutionstheorie sei richtig.