Die Genesis des Alten Testaments
Aussagen zur Schöpfung
Die Erde eine Scheibe?
In der Schrift "R-Evolution im Schöpfungsbericht" geht der Hebraist Armin Held auf S.
29 auf die Frage ein, ob in einem Bibeltext die Ansicht vermittelt wird, die Erde sei eine
Scheibe. Er schreibt:
Die Erde - eine Scheibe?
Der Ausdruck "Scheibe" für die Gestalt der Erde kommt in den Übersetzungen der
Heiligen Schrift überhaupt nicht vor (Elberfelder 1905,1993; Luther 1912, 1984;
Einheitsübersetzung 1980; Schlachter 1951). Der einzige Ausdruck, der in diese
Richtgung geht, ist "Erdkreis", dem das hebräische "tebel" (34 Vorkommen) zugrunde
liegt. Dieses leitet sich von dem Tätigkeitswort "jabal" ab (Gesenius 870), dessen
Grundbedeutung "wegtragen" ist, wobei es auffällig oft im Zusammenhang mit Wassern
gebraucht wird und dann "wegschwemmen" bedeutet (Gesenius, Seite 281). Claeys
kommt in seinem Buch "Die Bibel bestätigt das Weltbild der Naturwissenschaft" zu dem
Ergebnis: "Die etymologische Bestimmung des hebräischen Ausdrucks tebel ist also eine
Bezeichnung für Massen abgetragener Erdsubstanz, welche durch Wasser wie
Regengüsse, Flüsse usw. weggeschwemmt, eben weggetragen worden sind" (Seite 684).
Man könnte "tebel" also wörtlich und zugleich treffend mit "Abtragungsschicht" oder
"Sedimentschicht" übersetzen. Tatsächlich bewohnt die Menschheit fast ausschließlich
die fruchtbaren Gebiete der Erde, die zum allergrößten Teil aus dem Material bestehen,
das durch Erosion "abgetragen" wurde.
Die Erdkruste schwimmt auf Strömen!
Manche haben an Formulierungen in der Schrift Anstoß genommen, die den Eindruck
erwecken, die Erde schwimme auf unterirdischen Gewässern (zum Beispiel Psalm 24:2;
136:6). Doch auch das beruht auf Missverständnissen des Textes. Der sagt sehr wohl
aus, dass sich unter der Erdkruste "Wirbelfluten" (hebräisch thehom) befinden, aber dies
stellt doch gerade aus heutiger Sicht kein Problem dar! Wir wissen inzwischen, dass das
gesamte Erdinnere "säkularplastisch" ist, sich also im Großen und auf lange Zeit
gesehen wie eine Flüssigkeit verhält. Die Gesteine im Erdmantel führen unter hohem
Druck und hohen Temperaturen unaufhörliche Fließbewegungen durch. Auf diesen
"Wirbelfluten" "schwimmen" die Kontinentalschollen und werden durch verschiedene
"Strömungen" verschoben.
In dem Buch „Dies ist der Stammbaum von Himmel und Erde" geht Held auch auf die
meist falsche Übersetzung des Textes aus Gen 1:6-8 ein.
Die korrekte Übersetzung würde lauten:
Und Gott sprach: Es werde eine dünn ausgebreitete Schicht mitten in den Wassern, und
sie sei eine Trennung zwischen den Wassern und den Wassern ... Und Gott nannte die
dünn ausgebreitete Schicht Himmel. (Genesis 1:6-8)
Auf S. 66 heißt es dazu:
Ein folgenschwerer Übersetzungsfehler
Luther übersetzt an dieser Stelle [dünn ausgebreitete Schicht] mit "Feste" - ein Irrtum,
der zurückreicht bis in das Jahr 400 nach Christus. Da entstand nämlich die Vulgata,
eine lateinische Übersetzung der Heiligen Schrift, die an dieser Stelle, mit der wir uns
gerade befassen, das Wort firmamentum gebraucht. Gemäß dem altorientalischen
Weltbild stellte man sich dieses "Firmament" als eine feste Metallkuppel vor, an der die
Himmelslichter befestigt sein sollten. Das oberhalb gespeicherte Regenwasser sollte
durch Löcher in der Kuppel herabfallen. Da man der Vulgata im Verlauf der
Kirchengeschichte eine überragende Stellung einräumte und nicht ausreichend
berücksichtigte, dass es sich lediglich um eine Übersetzung handelte, schlich sich die
Überzeugung ein, die Bibel selber enthalte diese vom Zeitgeist gefärbten Vorstellungen.
Und da man an der Bibel nicht zu rütteln wagte, hatten auch die eingeschmuggelten
Fremdgedanken ein zähes Leben. So spricht die gut tausend Jahre später verfasste
Lutherübersetzung immer noch von einer "Feste", und in der modernen
Einheitsübersetzung heißt es "Gewölbe".
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1*)
Der Genesisbericht und die Evolution
Ein Diskussionsbeitrag von Peter Rüst und Armin Held1
Texte aus dem VBG-Institut2 1/2003
Peter Rüst Armin Held
CH-3148 Lanzenhäusern, Schweiz Am Raun 3, A-6460 Imst (Tirol), Österreich
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