Evolutions-Theorie in der Kritik
Die Gründe für Kritik sind vielschichtig, lassen sich aber wie folgt zusammenfassen:
Daraus folgt in erster Konsequenz, dass die Annahme dieser Theorie für Laien streng
genommen ein religiöser Akt ist. Aber auch Schüler und Studenten sind kaum in der Lage,
diese Theorie hinreichend umfassend wissenschaftlich untersetzt zu verinnerlichen, so dass
auch für sie relevante Glaubenssätze stehen bleiben, die ins Reich der Religion gehören.
Der Genetiker W.E. Lönnig stellt zu recht folgende Frage: "Inwieweit liegt eine in
wesentlichen Punkten nicht verifizierbare, nicht falsifizierbare und nicht quantifizierbare
Theorie, in der "der Zufall" (von der Mutation bis zur historischen Kontingenz) einen
bedeutenden Platz einnimmt, und in der überdies die prinzipielle Nichtreproduzierbarkeit
der postulierten Hauptereignisse und -resultate (Makroevolution) sowie die
Nichtvorhersehbarkeit der zukünftigen Evolution integrale Bestandteile des Lehrgebäudes
sind, nicht ... "außerhalb des Bereichs der Naturwissenschaft"? "
Der Biochemiker Behe bemerkt: "Auch hat die wissenschaftliche Gemeinschaft (leider viel zu
oft) kritische Stellungnahmen zum Darwinismus zurückgewiesen, weil sie befürchtete, dass
sie sonst den Kreationisten Munition liefern könnte. Es ist Ausdruck tiefster Ironie, dass im
Namen des Schutzes der Wissenschaft scharfe, wissenschaftlich fundierte Kritik an der
natürlichen Selektion ignoriert worden ist." (S. 60, Darwins Black Box)
Welcher Wert steckt in der Aussage, dass "die überwiegende Mehrheit der Natur-
Wissenschaftler seit über einem Jahrhundert die Evolutions-Theorie anerkennt". Im Grunde
genommen ist diese Aussage alles andere als ein Hinweis auf die wissenschaftliche Relevanz
dieser Theorie, denn heute würde (hoffentlich) kein Wissenschaftler gestützt auf das wenige
Datenmaterial, was vor hundert Jahren verfügbar war, diese Theorie anerkennen.
Rückblickend können wir feststellen, dass diese Theorie zu jeder Zeit von den meisten
Wissenschaftlern eher "geglaubt" wurde, weil die Daten einfach fehlten. Gegenwärtig, im
Zeitalter der Mikro-Biologie, trifft das mehr zu als je zuvor.
Anfang des Jahres (2010) haben Jerry Fodor und Massimo Piattelli-Palmarini as Buch „What
Darwin got wrong“ veröffentlicht. Darin kritisieren sie die auf Darwin zurückgehende
Selektionstheorie. Ihrer Ansicht nach sei überhaupt nicht bewiesen, dass die
Selektionstheorie die Entstehung neue Formen erklären kann. Andererseits geben sie zu,
dass es derzeit keine alternative Erklärung gebe, obwohl die Autoren eine rein
naturalistische Erklärung erwarten und sich selbst als Atheisten bezeichnen." Aus dem Lager
der Evolutionsbiologen kam dennoch heftigste Kritik an diesem Buch.
Zu dem Buch wird auf der Seite von W&W folgendes gesagt: "Ihre Kritik begründen die
Autoren wie folgt: 1. Mutationen (Änderungen des Erbguts) werden durch vielfältige
Prozesse und Kontrollmechanismen in den Lebewesen gefiltert und ihre Folgen nachträglich
„bearbeitet“. Durch Selektion erfolge nur noch eine Feinabstimmung von
Merkmalsausprägungen. 2. Selektion auf ein bestimmtes Merkmal hin („selection for“) sei
intentional (erfordere also einen zielorientiert handelnden Akteur); diesen gebe es zwar in
der Züchtung, nicht aber unter natürlichen Verhältnissen. Daher sei Darwins Analogie – die
künstliche Selektion als Vergleich für natürliche Selektion – ungeeignet. 3. Evolution sei als
historischer Prozess ausgeprägt mehrstufig und nicht gesetzmäßig beschreibbar, sondern
eher ein Bündel evolutionärer Szenarien."
Das Buch von Fodor & Piatelli-Palmarini ist in mehrerer Hinsicht wichtig:
Die Publikationen nehmen zu, die deutlich machen, dass sich die Evolutionsbiologie in der
Mechanismenfrage in einer Krise befindet. Das führt aber nicht automatisch zu einem
Umdenken und schon gar nicht zu einem Hinterfragen von Evolutionismus und
Naturalismus. Unsere schon lange geäußerte Kritik an der herkömmlichen Synthetischen
Evolutionstheorie wird durch solche Publikationen bestätigt.
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